Er ist eine Art brasilianischer „Cowboy“, in dessen Adern eine gute Portion Indianerblut fliesst. Vielleicht ist er deshalb dem Landleben im wahrsten Sinne des Wortes verfallen – er fühlt sich wie ein König der Savannen und Dschungel – absoluter Herr der Natur. Seine schnelle Ratio zeigt sich in der Kunst, die halbwilden Pferde zu zähmen, und wie er mit dem Lasso umzugehen versteht. Seinen Luchsaugen entgeht keine Bewegung in der Ebene – sie erkennen jedes sich versteckende Wild genauso schnell wie ein irgendwo niedergebrochenes krankes Tier seiner Herde.
Diese Sicherheit entspringt seiner erfahrenen Kenntnis jedes auch noch so kleinen Rinnsals und jedes verschlungenen Pfades im Gelände. Wenn er sich nicht gerade mit dem Treiben der Herde beschäftigt – in der Regel während der Regentage, am späten Nachmittag oder an den Wochenenden – widmet sich der Pantaneiro dem Gerben von Häuten. Er ist ein exzellenter Kunsthandwerker im Umgang mit Leder. Diese Kunstfertigkeit findet man übrigens bei allen Pantanalbewohnern.
Es genügt nicht , dass man nur mit den Rindern umgehen kann und weiss, wie man zu Pferd sitzt, man braucht hier draussen noch eine ganze Menge verschiedener handwerklicher Fähigkeiten, inklusive zur Herstellung des Arbeitsgeräts, wie zum Beispiel der Peitsche, des Lassos, des Zaumzeugs, der Satteldecke oder der Messerscheide, manche Pantaneiros kennen sich sogar in der Kunst der Sattelherstellung aus.
Als geborener Naturliebhaber schützt der Pantaneiro seine Umgebung aus Selbsterhaltungstrieb, denn aus ihr bezieht er seine Nahrung und Wohnung – ihre Pflege garantiert ihm eine einträgliche Zukunft. Das Leben des Menschen im Pantanal wird vollkommen von den Überschwemmungen bestimmt – mit 6 Monaten Flut und 6 Monaten des Abfliessens. Unter anderem bestimmt auch das besondere Klima viele seiner lebenswichtigen Einzelheiten, die Art der Rinderhaltung und deren Produktion, welche ihm Arbeit und Fleisch liefert. Ohne Fleisch, seiner wichtigsten Protein-Quelle, fühlt sich der Rinderhirte als ob er dem Hungertod ausgeliefert sei. Schon seine erste Mahlzeit am Tag ist der „Quebra Torto“ – gekochter Reis mit Trockenfleisch, Milchkaffee. Manchmal begleitet von „Maria Chica“ – einem typischen Biskuit-Gebäck der Region.
Wenn er einen Auftrag ausführt, vergisst der Pantaneiro nie die „Matula“ (Stück Fleisch an der Sonne getrocknet – auch „Sonnenfleisch“ genannt) und er nimmt noch „Empamonado“ mit auf den Weg, das ist gemahlenes Rindfleisch mit Maniokmehl gemischt. Nach der Mahlzeit – um den Fleischüberschuss zu mindern und um die Verdauung anzuregen – pflegt er sich dem unvermeidlichen „Tereré“-Genuss hinzugeben – einem grünen Mate-Tee, der mit kaltem Wasser angesetzt und aus einer Kalebasse aus Ochsenhorn getrunken wird. Wenn der Pantaneiro über Fleisch (Carne) redet, meint er Rindfleisch, ansonsten ergänzt er das Wort „Carne“ um ein weiteres Denominativ, wie zum Beispiel: „Carne de Caça“ (Wildfleisch), „Carne de Frango“ (Hühnerfleisch) etc., was für ihn aber alles niemals denselben Stellenwert hat wie sein über alles geliebtes Rindfleisch.