In beispielhafter Harmonie mit ihrer Umwelt, schon seit undenklichen Zeiten, leben die Ureinwohner Brasiliens auch im Pantanal. Wie überall, sind sie auch hier von den Weissen bedrängt, verletzt und dezimiert worden – haben sich immer weiter vor der Besitzgier und Gewinnsucht der weissen Rasse zurückziehen müssen. Krankheiten wurden über die Verkehrswege, die Flüsse und den Schienenstrang zu ihnen verschleppt und rotteten viele Stämme ganz aus. Aber diese unsagbaren Leiden, Opfer und Ungerechtigkeiten haben die Überlebenden stark gemacht, resistent und vor allem auch gebildet: heute haben sie nicht nur die Sprache der Weissen gelernt – viele Indianer studieren und verteidigen die Rechte ihres Volkes in der Regierung.
Zum Beispiel haben sie sich vehement gegen den Plan einer „Hydrovia Paraguai-Paraná“ ausgesprochen – einer Wasserstrasse, die zwischen „Cáceres“, am Rio Paraguai, und dem Rio Paraná, tief unten im Süden, entstehen soll. Wieder einmal unter dem Vorwand wirtschaftlicher Interessen, die aber dem Pantanal irreparablen Schaden zufügen können, da man dafür auch eine künstliche Kanalisierung des bis jetzt zu seichten Bettes des Rio Paraguay vorhat, und durch diese Massnahme der gesamte, für die Natur lebenswichtige Überschwemmungszyklus definitiv gestört werden könnte. Die ansässigen Indianer, zusammen mit Umweltschützern aus dem ganzen Land haben sich zusammengetan und ein Manifest erarbeitet, am 29 Januar 1996, welches im gesamten Internet verbreitet und diskutiert wurde, mit dem Ergebnis, dass man von Regierungsseite her versprochen hat, das gesamte Projekt noch einmal auf seine Folgen für die sensible Umwelt zu untersuchen. Das offizielle Ergebnis ist offen.
Die Indianervölker, welche traditionell im Pantanal leben und die dramatischen Folgen der Geschichte überlebt haben, sind:
Die „Guató“
Ein Volk aus der Sprachfamilie „Makro-Jê“. Sie wurden seit 40 Jahren als ausgestorben betrachtet, bis man 1977 eine Guató-Gruppe auf der Insel „Bela Vista do Norte“ entdeckte. Sie leben heute im Pantanal von Mato Grosso, entlang der Ufer des mittleren und oberen Rio Paraguai, in „São Lourenço“ und „Capivara“, im Distrikt von „Corumbá“, in Mato Grosso do Sul. Nach Auskunft der FUNAI waren es im Jahr 1990 390 Personen.
Die „Terena“
Ein Volk aus der Sprachfamilie der „Aruak“. Ein Teil dieses Volkes – 1.200 Mitglieder – lebt im Westen von Mato Grosso do Sul, in acht Indianer-Territorien.
Der andere Teil – 350 Mitglieder – leben im Bundesstaat São Paulo, wo sie in Gemeinschaft mit den „Kaingang“ Territorien in „Icatu“, „Araribá“ und „Venuíre“ besetzen.
Die „Bororo“
Ein Volk der Sprachfamilie „Makro-Jê“. Die heutigen Bororo sind die so genannten „Orientalen Bororo“, die auch „Coroados“ genannt werden – oder mit ihrem sich selbst gegebenen Namen „Boe“.
Die „Okzidentalen Bororo“ haben das vergangene Jahrhundert nicht überlebt – ihre Heimat war das westliche Ufer des Rio Paraguai, wo die Jesuiten, Anfang des 17. Jahrhunderts, zahlreiche Missionsdörfer gründeten. Die Bororo, überaus friedliche und freundliche Menschen, dienten den Weissen als Guides, arbeiteten auf den Fazendas der Region und waren Verbündete der „Bandeirantes“. Sie verschwanden als Volk, sowohl durch die dezimierenden Krankheiten der Weissen als auch durch Verbindungen mit Nicht-Indianern.
Die „Orientalen Bororo“ hielten sich traditionell in dem riesigen Territorium zwischen Bolivien im Westen, bis zum Rio Araguaia im Osten, vom Rio das Mortes im Norden, bis zum Rio Taquari, im Süden, auf. Im Gegensatz zu ihren friedlichen okzidentalen Stammesbrüdern, wurden sie in den Relatorien der Präsidenten von Cuiabá als wilde Nomaden beschrieben, die unbezwingbar, die Kolonisation behinderten. Es wurden verschiedene Expeditionen zu ihrer Vernichtung organisiert. Eine von ihnen, unter „Pascoal Moreira Cabral“, 1718 oder 1719, entdeckte Gold an den Ufern des Rio Coxipó, nachdem sie von den Bororo in die Flucht geschlagen worden waren. Schätzungen dieser Zeit sprechen von 10.000 Indianern – als schliesslich gegen Ende des 19. Jahrhunderts ihre Befriedung gelang, waren davon nur noch 5.000 Individuen übrig geblieben, die alle Exterminationsversuche durch Überfälle und Krankheiten überlebt hatten.
In den Kolonien, während des erzwungenen Zusammenlebens mit Soldaten, dezimierten Promiskuität, Alkoholkonsum und Krankheiten dieses Eingeborenenvolk noch mehr. 1910 wurden sie den Salesianern zur Missionierung übergeben und zählten noch 2.000 Individuen. 1990 lebte eine Restbevölkerung von um die 930 Bororo-Indianer in fünf kleinen Indianer-Territorien (Merure, Teresa cristina, Tadarimana, Perigara und Jarudore), die zusammen eine Fläche von 133.000 Hektar ergeben. In den Distrikten „Bara do Garças“, „Barão de Melgaço“, „General Carneiro“, Poxoréu“ und „Rondonópolis“ – alle im Bundesstaat Mato Grosso.
Diese Volk, einst Jäger und Sammler, lebt heute von der Landwirtschaft und dem Verkauf seines Kunsthandwerks. Seine sehr komplexe Kultur ist von vielen Ethnologen untersucht worden. Sie sind untereinander in verschiedene soziale Kategorien aufgeteilt – unter ihnen gibt es Parteien und Oppositionen. Während einem rituellen Begräbnis, das bis zu zwei Monaten dauern kann, vereinigen sie sich zu komplementären Parteien und gehen neue soziale Verbindungen ein, die die Gemeinschaft stärken.
Die „Umotina“ – sind eine Untergruppe der „Bororo“ der Sprachfamilie „Otukê“ aus dem Sprachstamm „Makro-Jê“. Sie waren einst bekannt als bärtige Indianer, weil sie tatsächlich Bärte zu tragen pflegten – entweder aus eigenem Bartwuchs oder aufgesetzt aus Affenhaar oder den Haaren ihrer Frauen. Sie leben heute in der „Área Indigena Umutina“, im Distriky von „Barra dos Bugres“, in Mato Grosso – zusammen mit „Parecí, Kayabi“ und „Nambikwara-Indianern“.
Die „Parecí“
Irrtümlicherweise hat man diesen Namen auch anderen Stämmen gegeben, die Dialekte der „Parecí-Sprache“ benutzten, welche aus der Sprachfamilie des „Aruák“ stammt. Sie lebten auf dem „Planalto de Mato Grosso“ und wurden von den „Bandeirantes“ als ihre bevorzugte Sklaven eingefangen, denn sie waren liebenswert und friedlich, bearbeiteten die Pflanzungen ihrer Herren und drehten Fäden aus der Baumwolle, die sie zu Hängematten und Stoffgeweben zu verarbeiten verstanden. Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurden sie von der „Kommission Rondon“ gefunden, immer noch schrecklich verschreckt durch die erfahrene ausbeuterische Behandlung von Seiten der Weissen. „Marechal Cândido Rondon“, ein Verehrer der indianische Kulturen, wie es wenige gegeben hat, geleitete die Indianer in ein durch seine Truppen gesichertes Gebiet, und die Parecí wurden seine bevorzugten Führer in der Region. Eins dieser Völker, das sich selbst „Halíti“ nennt, lebt in der Region der Flüsse Juruena, Papagaio, Sacre, Verde, Formoso und Burití, im Westen von Mato Grosso.
Im Jahr 1990 waren es insgesamt 900 Indianer.