Mato Grosso ist eine Region, die von Brasilianern aus allen möglichen Richtungen des Landes besiedelt wurde. Viele sind Nachkommen jener Urgrossväter, die einmal dem Lockruf des Goldes gefolgt und ihre Sitten und Gebräuche aus dem Süden, dem Osten oder Nordosten mitgebracht haben. Ihre religiösen und profanen Feste, ihre Rhythmen und Tänze, ihre Musik und ihre Poesie. Auch ihre spezielle Küche, die sie, entsprechend ihrer Erfahrungen mit den indianischen Sklaven, noch durch die eine oder andere lokaltypische Ingredienz ergänzten.
Die populärsten Feste sind die „Festas Juninas“, die den Heiligen „São João, Santo Antônio“ und „São Pedro“ gewidmet sind. Mit Volkstanz, Spielen, Präsentationen, Süssigkeiten und salzigen Leckereien und Mahlzeiten, die auf dem Reisigfeuer zubereitet werden.
Die sogenannte „Folia de Reis“ (nach Weihnachten) ist im Tal des Rio Araguaia verbreitet – hier kann man den „Catira“ kennenlernen – gesungen und getanzt nur von Männern, typisch in dieser Region.
Das „Festa do Divino Espirito Santo“ wird in verschiedenen Distrikten zelebriert – seine Teilnehmer tanzen den afrikanischen „Lundu“.
In den Distrikten Poconé, Porto Espiridão und Cáceres führt man jährlich die „Cavalhada“ auf. Alles Feste, über die wir im einen oder anderen Bundesstaat schon Einzelheiten berichtet haben. In den Städten, die an Flussufern liegen, sind Prozessionen auf dem Wasser üblich, mit denen man die Schutzheiligen der Orte ehrt und feiert.
Die landestypischen erotischen Tänze „Rasqueado“ und „Siriri“ kann man, in der Regel in den Distrikten rund um Cuiabá, anlässlich von privaten Festen, wie Geburtstagen und Jubiläen beobachten, aber auch während des lokalen Karnevals und während des profanen Teils eines Volksfestes. Eine Besonderheit ist der „Boi-à-Serra„, eine Variante des nordöstlichen „Bumba-meu-Boi“, zu erleben während des Karnevals, in einigen Stadtteilen von Cuiabá oder in „Santo Antônio de Leverger“, wenige Kilometer von Cuiabá:
Der „Boi“ (Ochse), die Hauptfigur des getanzten Dramas, an dem hier in Mato Grosso besonders die Kinder ihren grössten Spass haben, wird folgendermassen konfektioniert: zuerst bastelt man ein Gestell aus besonders leichtem, biegsamen Holz, das man dort mit „Melado de Pomba“ bezeichnet. Über dieses leichte Gerüst kommt ein ebenso leichter, aber flauschiger Überwurf aus Stoff, möglichst in der natürlichen Farbe des Tieres. Als Kopf wird ein ausgebeinter, ausgekochter Originalschädel eines Ochsen verwendet, den man noch ein bisschen bemalt und ihm Augen aus grossen Knöpfen oder ähnlichem Material einsetzt. Der Tänzer steigt nun in dieses Gerüst – ein kleines vergittertes Guckfenster ist unter dem Kopf angebracht – und bewegt den „Boi“ im Rhythmus der Musik und in Scheinangriffen auf die Zuschauer, zwischendurch.
Begleitet wird er von anderen Figuren aus der menschlichen und tierischen Fauna: da gibt es den „Cabeça de Apá“, die „Mãe do Morro“, den „Tuiuiu“, die „Ema“, den „Morcego“ und den „Cavalo sem Cabeça“, die, je nach Veranstaltungsort, unterschiedlich ausfallen. Die Begleitmusik heisst „Cururu“, und die sie spielen nennt man „Cururueiros“. Eine sehr interessante Band mit ganz eigentümlichen Instrumenten, wie zum Beispiel der „Viola de Cocho“ (ein Saiteninstrument, bespannt mit Affendarmsaiten) oder dem „Ganzá“. Ein Vorsänger leitet das Ganze und erzählt die Moritat, in der dann die einzelnen Figuren ihren Platz einnehmen und ihren Part präsentieren. Ein Riesenspass für Jung und Alt, der in der Regel auf offener Strasse stattfindet.
Der „Congo“ genannte Tanz findet zu Ehren des Heiligen „São Benedito“ statt – typisches Fest der alten Hauptstadt „Vila Bela“ und von „Nossa Senhora do Livramento“. Auch in diesem Fall dürfen die Frauen nicht am Tanz teilnehmen. Nur am sogenannten „Chorado“, einem anderen Teil des Festes. Charakteristisch für den Distrikt von „Poconé“, am Eingang zum Pantanal, ist der „Dança dos Mascarados„, ebenfalls einem Ehrenfest für „São Benedito“.
Das Kunsthandwerk in Mato Grosso wird in erster Linie von den Indianern und ihren überragenden handwerklichen Fähikeiten, sowie ihrer geradezu genialen Kombinationsgabe von Materialien und Farben, bestimmt. Auf der ganzen Welt gibt es keine besseren Beispiele für in Handarbeit aus Naturmaterialien gefertigte Gegenstände des täglichen Bedarfs, des Schmucks oder als Waffen, die haltbarer, praktischer, formschöner und geschmackvoller gestaltet wären.
Man findet gute Hängematten (sollte zum Aussuchen allerdings einen Einheimischen mitnehmen, der sich in den verschiedenen Qualitäten auskennt), Holzarbeiten, zum Beispiel Gebrauchsartikel wie Mörser, Melkschemel, Ochsenjochs. Aber da die alle wahrscheinlich zu gross und zu schwer zum Mitnehmen sind wie wär’s mit: Geflochtenem aus Pflanzenfasern der Buriti, Taquara oder Urumbamba? Zum Beispiel Körbe in allen Grössen, Matten, Fächer etc. Auch aus diesen Materialien sind die besten Stücke die, welche aus Indianerhand kommen!
Schauen Sie sich zuerst die Kunst der Indianer in den Museen an, die werden Sie zu einem entsprechenden Souvenir inspirieren. Manchmal können Sie dort selbst das eine oder andere Stück erstehen.