Das Geheimnis
„Er kam immer ein paar Minuten nach fünf Uhr – lehnte sich an unseren Tresen – bestellte einen Pinga (Schnaps) und eine Olive. Er trank den Pinga, nahm die Olive und steckte sie sich in sein linkes Ohr – dann bezahlte er und ging. Das machte er so einige Monate, und ich habe nur von der Geschichte erfahren, weil mein Barmann mir eines Tages davon erzählte. Also habe ich ihn angewiesen, mich beim nächsten Besuch des exzentrischen Gastes sofort zu rufen – ich selbst wollte ihn bedienen und das Mysterium lüften. Und so geschah es – um Punkt Fünf kam der Mann, wie immer, bestellte seinen Pinga, der ihm aber diesmal von mir selbst serviert wurde.
„Bitte sehr, hier ist der Pinga!“
„Bitte geben sie mir doch eine Olive.“
„Oliven sind alle“ – entgegnete ich.
„Aber vielleicht hätten sie zufällig eine Knoblauchzehe, wenn’s nicht zuviel Mühe macht?“
„Aber nein, überhaupt nicht“ – sagte ich und brachte ihm die Knoblauchzehe.
Der Mann trank den Pinga, steckte sich die Knoblauchzehe ins linke Ohr, bezahlte und wollte schon gehen, als ich ihn zurückhielt mit meiner Frage:
„Verzeihen sie meine Neugier, Senhor, aber warum haben Sie sich die Knoblauchzehe ins Ohr gesteckt?“
Der Mann antwortete kategorisch:
„Weil sie keine Olive hatten!“ Und dann entfernte er sich, ohne mir Gelegenheit zu geben, das Mysterium zu lüften.“