Auch wenn die Wasserkraft eine saubere Energieform ist, kann sie doch gewaltige Auswirkungen auf die Umwelt haben. Eine Studie im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso zeigt, dass die Wasserkraftwerke zur Fischarmut in den Flüssen des größten Sumpfgebietes der Welt erheblich beitragen. Vorgestellt wurde die Studie nun im Parlament von Mato Grosso. Dort diskutieren die Abgeordneten derzeit über ein eigenes Gesetz zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Pantanal.
Schon heute existieren im Becken Alto Paraguai, das für das Pantanal eine wichtige Funktion hat, 44 Wasserkraftwerke, davon acht mit einem größeren Potential und 36 kleinere. Dabei soll es allerdings nicht bleiben. Geplant oder bereits im Bau sind weitere 91 Kraftwerke. Die würden zwar im Vergleich mit der bereits produzierten Energie nur für zusätzliche zwei Prozent sorgen, könnten aber extrem zerstörerische Auswirkungen auf das Sumpfgebiet haben, wie die Biologin und Forscherin Débora Calheiros ausführt. Dies nicht nur, weil sie unüberwindliche Barrieren für die Fische darstellen.
Mit den Stauwerken wird ebenso der natürliche Rhythmus des Pantanal beeinträchtigt, mit seinen sich abwechselnden Überschwemmungs- und Trockenzeiten. Die werden zu Gunsten der Stromerzeugung verändert. Heute sei es möglich, an einem einzigen Tag durch die Beschickung des Kraftwerkes für ein Hochwasser und kurz später für einen niedrigen Wasserstand zu sorgen, dem halte jedoch auf Dauer keine Fischpopulation stand, kritisiert Calheiros. Als Beispiel führt die Biologin den Fluss Jauru mit seinen sieben kleinen und einem großen Stromkraftwerk an. Dort musste die Fischerei mangels Fischen nahezu eingestellt werden.
Um den Fischbestand wieder zu erhöhen, will Senator Blairo indes ein fünfjähriges Fischverbot durchsetzen. Ob sich dadurch der Fischbestand tatsächlich wieder erhöhen lässt, ist fraglich. Fest steht, dass davon nicht nur Fischer und ihre Familien betroffen wären, sondern ebenso die für das Pantanal so wichtige Tourismusbranche. Von den Forschern wird hingegen ein umweltfreundlicheres Wassermanagement der Kraftwerke gefordert, das die Eigenheiten des einzigartigen Bioms beachtet. Außerdem sollen sich Umweltstudien künftig nicht mehr nur auf ein einzelnes Wasserkraftwerk beschränken, sondern auch Synergieeffekte aller Kraftwerke untersucht werden.