Der Tierarzt Luiz Otávio – ein direkter Nachkomme jener Pioniere, die sich einst im 19. Jahrhundert in die Wildnis des Pantanals wagten, bereit, der Isolation, den Überschwemmungen und allen anderen Unbilden die Stirn zu bieten – machte sich auf im Sattel eines ausdauernden Pantanalpferdes, um die Route der Pioniere nachzuvollziehen. Mit gemischten Gefühlen aus Stolz und Emotion kam er schliesslich zu einem eher traurigen Schluss: Der echte “Pantaneiro“ ist am Aussterben.
Auf seinem einsamen Ritt von 43 Tagen erlebte Luis Otávio ein praktisch unberührtes Pantanal, jedoch besetzt von Fazendeiros und deren Angestellten, den “Peões“, die nicht mehr von jenen Männern und Frauen abstammten, die einst eine verschworene Gemeinschaft bildeten, ein besondere Rasse, und die jene weite Ebene kolonisierten, die man heute als “Nhecolândia“, in Corumbá (Mato Grosso) kennt. Die Sitten und Gebräuche haben sich geändert, und man kann die Zeit nicht zurückdrehen.
Als Ur-Ur-Ur-Enkel des Kolonisten Nheco entschloss sich der 58jährige Veterinär, den Spuren jener aus Nossa Senhora do Livramento, in Mato Grosso, stammenden Abenteurer zu verfolgen, um eine Saga wieder aufleben zu lassen und diese Helden zu ehren. Ausser seinem Pferd begleiteten ihn zwei Packesel und sein treuer Hund – zusammen durchquerten sie Flüsse, Savannen, Sümpfe und historische Fazendas.
“Unsere Bewunderung dieser Pioniere ist viel zu wenig im Vergleich zu dem, was die in jenen schwierigen Jahren tatsächlich geleistet haben, indem sie das Pantanal in ein riesiges Viehzucht-Zentrum verwandelten, in perfekter Harmonie mit der Natur“, bestätigt Luiz Otávio, als er einer Ortszeitung die Beweggründe seines Abenteuers erklärt. “Sie haben uns eine Lektion fürs Leben hinterlassen, der Liebe zur Natur, ein unerschöpfliches Erbe, den Unternehmergeist, eine besondere Rasse“.
Angetrieben von der historischen Besetzung Nhecolândias, einer der zehn Regionen des brasilianischen Pantanals, die 17,8% seiner 140.000 Quadratkilometer umfasst, entschloss sich Nhecos Nachkomme, die Route der tapferen Männer aus Livramento nachzuvollziehen, deren Wurzeln auf die “Bandeirantes“ zurückgehen, welche sich einst im 18. Jahrhundert, auf der Suche nach Gold, in Cuiabá niederliessen.
Mit dem Bericht von seiner Reise wollte Luiz Otávio jedoch eher auf die heutige Situation des Pantanals aufmerksam machen, denn die Schwierigkeiten aufzeigen, welche damals von den Abenteurer auf dem Weg in ihren Garten Eden überwunden wurden. Luiz Otávio berichtete traurig von der Zerstörung der Natur durch die Goldschürfer in Poconé (Mato Grosso) und die Invasion der Fazendeiros, vorwiegend aus São Paulo, die keinerlei persönliche Beziehung zu der Region haben.
“Das Verschwinden der echten “Pantaneiros“ verändert das Pantanal. Die “Paulistas“ strömen hinein, um hier Weideflächen zu besetzen, sie bringen ihre “Vaqueiros“ (Kuhhirten) von ausserhalb mit, die nicht das Umweltbewusstsein unserer “Peões“ besitzen“, stellte der Veterinär fest.
“Ich vermisste unsere eingeborenen Vaqueiros – die befinden sich heute auf dem Exodus, eine aussterbende Arbeiterklasse. Und das traurigste, was ich feststellen musste, war der Drogen- und Alkoholkonsum auf den Fazendas!“ Auch kulturelle Veränderungen hat Luiz Otávio beobachtet, sowie eine fehlende “pantanale Gastfreundschaft“, die so oft in Versen und Prosa gelobt worden ist. Er hatte vor, seine Reise mit einem Besuch der Jahrhunderte alten “Fazenda Firme“ abzuschliessen, deren Gründung im Jahr 1879 die Kolonisierung Nhecolândias auslöste. Jedoch der gegenwärtige Besitzer, ein Landgerichtsrat aus São Paulo, verweigerte ihm den Zutritt.
Quelle: Poconé OnLine, deutsche Bearbeitung Klaus D. Günther