Das Pantanal gilt als die Region Südamerikas mit der größten Zahl von Jaguaren. Eine Begegnung mit den scheuen Wildkatzen ist dennoch eine Seltenheit. Derzeit machen jedoch in den sozialen Netzwerken gepostete Videos und Fotos von Jaguaren die Runde, die die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste Ruhe in ihren Lebesnräumen zu Ausflügen auf aufgeständerten Wanderwegen und Brücken nutzen.
Auf einem der Fotos ist die 120 Kilogramm schwere Jaguardame Mariposa zu sehen, wie sie sich gelassen auf einer Brücke ausruht. Die Brücke ist Teil eines Pfades einer Fazenda in Mariposa, die unter anderem Öko-Touristen Erkundungs- und Erlebnistouren durch das Pantanal auf ihrem 14.800 Hektar umfassenden Landstück anbietet.
Derzeit sind Pfade und Fazenda wegen der Pandemie für Touristen allerdings geschlossen. Das hat wiederum dazu geführt, dass Biologen und Touristenführer die Wildkatzen öfter zu sehen bekommen.
Touristenführer Edir Alves ist Mariposa in fünf Tagen gleich zweimal begegnet, unter anderem auf besagter Brücke. Mariposa ist ihm nicht fremd. Sie ist die Tochter von Borboleta (Schmetterling) und lebt auf dem Gebiet der Fazenda.
Den Namen Borboleta hat ihre Mutter von Biologen erhalten, weil in ihrer Fellzeichnung Flecken an einen Schmetterling erinnern. Die Fellzeichnung der Wildkatzen ist wie ein Fingerabdruck bei Menschen, weshalb Alves auch Mariposa erkannt hat.
Bei seiner Begegnung mit ihr am 14. Juni hat er sie aus einer Distanz von 150 Metern 40 Minuten lang beobachten und fotografieren können. Sie sei völlig ruhig gewesen und habe ihn nicht bemerkt, erzählte er den Medien.
Der Monat Juni liegt in der Übergangszeit des Pantanals von der Überschwemmungszeit zur Trockensaison. Das hat zur Folge, dass die Konzentration der Fische und Wasservegetation höher ist und damit auch die der Jacarés (Kaimane) und der Nagetiere Capivaras, erklärt Alves. Beide sind bevorzugte Beutetiere der Jaguare.