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Pantanal durch ungebremste Abholzung und skrupellose Gewinnsucht bedroht

Veröffentlicht am 8. Juni 2015 - 21:06h unter Pantanal News

Abholzung - Brandrodung Regenwald, Amazonien BrasilienDer Bundesstaat Mato Grosso beherbergt drei einzigartige Biome, das Pantanal, Cerrado und den Amazonas-Regenwald. Es ist aber auch die Region Brasiliens, in der am meisten Soja, Mais und Baumwolle angebaut wird und die Region, in der Kettensägen und Spezialgeräte skrupelloser Fazendeiros und Holzausbeuter jährlich über tausend Quadratkilometer Wald dem Erdboden gleich machen.

Dass nicht nur der Amazonas-Regenwald sondern ebenso das Pantanal extrem von Kahlschlägen bedroht ist, darauf verweisen Nichtregierungsorganisationen seit Jahren. Laut Daten des WWF-Brasil (World Wildlife Fond) aus dem Jahr 2012 sind ausgerechnet im Quellbereich des Feuchtgebietes, dem Planalto do Pantanal, bereits 60 Prozent der natürlichen Vegetation verschwunden und durch Soja, Zuckerrohr, Eukalyptus und andere Monokulturen sowie intensive Weidehaltung ersetzt worden. Ein Beispiel ist das Brejal die Region Sete Lagoas (Sumpf der sieben Seen). Sie ist die Wiege des 2.500 Kilometer langen Flusses Paraguai, der mit seinen Zuflüssen das Pantanal bildet. Das Becken des Flusses gilt jedoch auch als das Gebiet, in dem sich die Landwirtschaft mit ihren umweltschädlichen Monokulturen am stärksten ausbreitet.

Eine andere Studie des WWF und des Institutes Pantanal Amazônia de Conservação (IPAC) zeigt, dass die Wasserqualität der für das Pantanal äußerst wichtigen Flüsse Jauru, Sepotuba und der Oberlauf des Paraguai bereits beeinträchtigt ist. Als Gründe dafür werden das Abholzen der Uferrandstreifen und der Gehölze in den Quellbereichen sowie eine fehlende Kanalisation angegeben. Weniger als zehn Prozent der Abwässer entlang der Flüsse werden geklärt. Durch die Kahlschläge an den Ufern und das Vordringen der Landwirtschaft wird zudem die Sedimentfracht in den Flüssen erhöht und damit der Lebenszyklus der Fische beeinträchtigt. Hinzu kommt der Eintrag von Agro-Chemikalien. Durch die Entwaldung trocknen zudem immer mehr Quellen aus, wie in der Studie angeprangert wird.

Während der WWF versucht, mit dem Programm Água para Vida (Wasser für das Leben) der weiteren Zerstörung des größten Feuchtgebietes der Welt entgegen zu wirken, gibt es von staatlicher Seite nur halbherzige Maßnahmen. Von der Organisation Bichos do Pantanal wird beispielsweise kritisiert, dass lediglich 2,9 Prozent des Beckens Alto Paraguai unter Schutz stehen und nur 4,5 Prozent des für das Feuchtgebiet so wichtigen Planalto. Dort wurden bisher nur fünf Schutzgebiete ausgewiesen, unter anderem das Landschaftsschutzgebiet (APA) Nascentes do Pantanal, das 77.000 Hektar umfasst. Zur Betreuung und Kontrolle des enormen Gebietes wurde allerdings lediglich ein einziger Mitarbeiter angestellt.

Dass ein Ende der Abholzungswut und Gewinnsucht nicht in Sicht ist, zeigen auch die Zahlen des Überwachunngssystems zur Entwaldung Amazônia Legal (Prodes). Nach diesem rangiert Mato Grosso bereits seit acht Jahren auf dem zweiten Platz bei der Größe der kahlgeschlagenen Flächen. Im Jahr 2014 sind 1.048 Quadratkilometer Wald illegal gerodet worden. Das System erfasst jedoch längst nicht alle gerodeten Flächen.

Erschwerend hinzu kommt, dass der Bundesstaat Mato Grosso bei der Kontrolle überfordert zu sein scheint oder es an politischen Willen mangelt. Wurden vor einem Jahrzehnt noch in wenigen Regionen Kahlschläge mit enormen Ausmaßen von 2.000 bis 3.000 Hektar registriert, sind es mittlerweile viele kleine Flächen von zehn bis 30 Hektarn, die sich nun auf das gesamte Gebiet Mato Grossos verteilen. Eine effektive Kontrolle sei dadurch erschwert, heißt es von der Umweltbehörde.

Doch auch gesetzliche Vorgaben fördern die Entwaldung. So ist für die Pflege von verbuschtem Weideland keine Abholzungsgenehmigung notwendig, sondern lediglich die Stellungnahme eines Agronoms. Das führt jedoch auch zu einem Mißbrauch, bei dem Wälder kurzerhand als ehemaliges Weideland deklariert und anschließend “legal“ gerodet werden. Ein anderes Problem ist der per Lizenz zugelassene Holzeinschlag. Dass das System nicht funktioniert hat eine Studie des Institutes Centro da Vida (ICV) aufgedeckt. Danach stammte das zwischen August 2012 und Juli 2013 geschlagene Holz von 303.000 Hektar, wobei nur für 163.000 Hektar tatsächlich eine Genehmigung vorlag. Laut dem Institut ist das System zur Überwachung und Vergabe der Lizenzen für die Holznutzung absolut unzureichend. Ein Herkunftsnachweis für legal gewonnenes Holz sei damit jedenfalls nicht garantiert.

Selbst vom Umweltsekretariat Mato Grossos wird eingeräumt, dass die bisherigen Kontrollmaßnahmen des Staates nicht ausreichend sind, um der Zerstörung der Wälder und den illegalen Machsenschaften tatsächlich Einhalt zu gebieten. Umweltschutzsekretärin Ana Luiza Peterlini sieht die Verantwortung allerdings offenbar weniger im eigenen Haus. Sie fordert vielmehr eine stärkere Investition in das Programm zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen durch eine Verringerung der Abholzung. Einbinden will sie dabei prinzipiell internationale Geldquellen, mit denen Landbesitzer und Bundesstaat einen finanziellen Ausgleich für den Erhalt der Wälder bekommen sollen.