Etwa zehn Prozent des Pantanals sind bereits von den diesjährigen Großbränden zerstört worden. In Zahlen ausgedrückt, sind dies 1,55 Millionen Hektar. Zerstört wurden auch Zufluchtsstätten der seltenen Hyazinth-Aras, wie die auf der Fazenda São Francisco do Perigara. Sie gilt als größtes Refugium des blauen Papageienvogels.
Bis vor wenigen Jahren galten die Hyazinth-Aras als vom Aussterben bedroht. Nur noch 2.500 der Papageienvögel lebten in der freien Natur. Durch die unermüdliche Arbeit des Instituto Arara Azul und dem Einsatz dutzender Ehrenamtlicher konnte ihr Bestand über die Jahre hinweg wieder auf 6.500 Tiere erhöht werden.
700 von ihnen, etwa 15 Prozent des Gesamtbestandes, leben auf der Fazenda São Francisco do Perigara. Von dieser sind allerdings bereits 70 Prozent der 25.000 Hektar verbrannt.
Mitarbeitern der Fazenda und Feuerwehrleuten ist es gelungen durch die Anlage von Gräben einen der Nist- und Schlafplätze der Hyazinth-Aras vor den Flammen zu schützen. Wie viele der Tiere im Feuer umgekommen sind, ist noch unklar. Fest steht aber, dass die Überlebenden es nach der Löschung der Brände schwer haben werden, ausreichend Nahrung zu finden. Viele der Palmen, von deren Früchten sich die Hyazinth-Aras ernähren, sind verbrannt.
Erhöhen wird sich auch der Druck durch Raubtiere, deren Lebensraum und Nahrungsgrundlage ebenso zerstört wurde. Biologen befürchten, dass sich der Bestand der seltenen Papageienvögel wieder verringern könnte. Von den Flammen zerstört wurde zudem schon 2019 eine andere wichtige Zufluchtsstätte der blauen Papageienvögel, die Fazenda Caiman in Miranda.
Das ganze Ausmaß der Brände wird sich erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Fotos und Filmaufnahmen von riesigen verkohlten Flächen mit Kadavern von Kaimanen, Pantanal-Reh und anderen Tieren lassen das Ausmaß der Katastrophe nur erahnen.
War die Zahl der Großbrände schon 2019 hoch, wird sie 2020 noch bei weitem überstiegen. Experten sprechen von den schlimmsten Bränden seit drei Jahrzehnten. Zerstört wurden Teile und Brücken der Transpantaneira, der bei Touristen beliebten Straße, die durch das Pantanal führt.
Von dem privaten Schutzgebiet RPPN Sesc Pantanal sind etwa ein Drittel der 108.000 Hektar den Flammen zum Opfer gefallen. Verbrannt sind ebenso große Bereiche der Indio-Territorien Kadiwéu und Perigara.
Die Mehrzahl der Brände gehen auf die Handlung von Menschen zurück. Dass sie sich dieses Jahr so stark ausbreiten, dazu trägt aber auch das Klima bei. Wegen einer Luftfeuchte von gerade einmal 20 Prozent und Temperaturen von über 40 Grad wird von einem Wüstenklima gesprochen. In Teilgebieten hat es seit zwei Monaten nicht geregnet.
Hinzu kommt, dass in großen Bereichen dieses Jahr die regelmäßigen Überschwemmungen geringer oder sogar ganz ausgefallen sind. Nach den Daten des brasilianischen Monitoring-Zentrums Cemaden verzeichnet das Pantanal bereits seit Januar 2017 bis dato die schwerste Dürre seit 22 Jahren. Eine Folge der fehlenden Niederschläge sind wesentlich geringere Wasserstände als üblich im Rio Paraguai und anderen Flüssen des Pantanals.
Experten führen Dürre und ausbleibende Überschwemmungen des Feuchtgebietes nicht nur auf die weltweit einsetzende Klimaveränderung zurück. Vielmehr führen sie auch die Rodungen im Amazonas-Regenwald als an, durch die Wasser und Niederschlagsregime in weiter entfernten Regionen verändert werden.
Bei der Bekämpfung der Brände haben Feuerwehrleute, Brigadisten und Freiwillige mittlerweile Unterstützung vom Militär bekommen. Im Einsatz sind ebenso Hubschrauber und Löschflugzeuge. Niedrige Wasserstände, Trockenheit, schwer zugängliche Gebiete und Winde, die das Feuer immer wieder anfachen, erschweren allerdings die Löscharbeiten.
In Teilgebieten ist den Löschtrupps mittlerweile jedoch der Regen zu Hilfe gekommen. Ganz aufatmen will indes keiner. Regelmäßige Regenfälle werden im Pantanal erst nach dem Ende der Trockenzeit ab Oktober erwartet.