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Brasiliens Blauer Ara

Veröffentlicht am 18. Januar 2012 - 20:22h

Der blaue Ara – im portugiesisch Arara-azul oder “Hyazinth-Ara“, den die Wissenschaft unter der Bezeichnung “Anodorhynchus hyacinthinus“ eingestuft hat, existiert nach einer neueren Studie des “Instituto de Biociências“ der Universität von São Paulo (USP) mindestens in drei Gattungen, die sich durch einige typische Charakteristika voneinander unterscheiden. Im “Pantanal“ von Mato Grosso und Mato Grosso do Sul kommen zwei dieser unterschiedlichen Gattungen vor – eine dritte ist endemisch in der Nord- und Nordostregion des Landes.
Arara-azul
Diese Erkenntnis erlaubt erstens einen artenspezifischeren Schutz zur Erhaltung jeder Gattung, und zweitens wird diese Entdeckung auch die Aktionen illegaler Wildtier-Händler erschweren: “Wenn einer dieser Vögel bei einem Händler beschlagnahmt wird, kann man nun auf der Basis der erwähnten Studie feststellen, aus welcher Region er stammt, und dadurch Daten zusammenstellen, die dazu beitragen, die Route des illegalen Tierhandels zu bestimmen“, erklärt die Biologin Flávia, die ihre Doktorarbeit über dieses Thema geschrieben hat.

Nach ihren Untersuchungen gibt es im Pantanal zwei Gattungen – eine im Norden (Bundesstaat Mato Grosso) und eine im Süden (Bundesstaat Mato Grosso do Sul). Die dritte Gattung ist im Nordosten heimisch (Region der Bundesstaaten Piauí, Maranhão, Tocantins, Bahia und Norden von Minas Gerais).

Die Biologin zitiert einen Fall, in dem ein “Blauer Ara“ bei einem Händler beschlagnahmt wurde, der der Polizei berichtete, er habe den Vogel aus dem “Pantanal“ mitgebracht. “Durch unsere Analysen konnten wir seine Herkunft aus dem Pantanal als unwahrscheinlich feststellen – dagegen sprach verschiedenes dafür, dass er aus den Nordoststaaten stammte. Dieser Händler hatte schon in anderen Staaten mehrmals im Gefängnis gesessen.

Wie erwähnt, erlaubt die Studie auch eine artenspezifische Behandlung der Ara-Populationen – besonders zu beachten sind dabei ihre unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten und die Auswahl der bevorzugten Nahrung. Obwohl man ihre genetischen Unterschiede nicht gerade als drastisch bezeichnen kann, ist es doch eine Tatsache, dass die Aussetzung eines solchen Vogels in die falsche Region sein Überleben gefährden kann. “Der Hyazinth-Ara ist als gefährdet eingestuft und kann, in naher Zukunft, als Folge des intensiven, illegalen Tierhandels vom Aussterben bedroht werden“, mahnt Flávia.

Im Pantanal, zum Beispiel, basiert die Ernährung dieser Vögel auf den Früchten zweier Palmenarten: der “Bocaiuva“ (Acrocomia aculeata) und der “Acuri“ (Attalea phalerata). Im Norden von Minas Gerais fressen sie vorwiegend die Früchte der “Piaçava“ (Attalea funifera) und der “Catolé“ (Syagrus oleracea). Im Süden von Pará (Nordregion) ernähren sich die Vögel von “Inajá – Babaçu – Tucum – Gueroba“ und einigen Früchten der “Acuri“ oder “Bacuri“, sowie der “Macaúba“ oder “Bocaiuva“. “Diese Palmfrüchte haben unterschiedliche physische Eigenschaften. Zum Beispiel die Konsistenz der Früchte oder ihre Besatz mit Stacheln, was wiederum die Vögel dazu bringt, sich diesen Unterschieden anzupassen. Und so kann die Ernährung, unter anderen Aspekten, die genetischen Unterschiede zwischen den Gattungen akzentuieren“, erklärt die Biologin.

Feldforschung

Zur Durchführung ihrer Studien begab sich die Biologin ins Wohngebiet der “Blauen Aras” – schwierigste Aufgabe: Blutproben der Jungvögel. Flávia musste sich dafür mit Klettertechniken vertraut machen, den diese Vögel nisten an unzugänglichen Orten. In Pará benutzen sie Baumhöhlen in einer Höhe zwischen 20 bis 25 Metern über dem Boden. In Minas Gerais benutzen sie Spalten in aufragenden Felswänden, um ihre Eier zu bebrüten und die Jungen zu füttern.

Die Blutproben der Jungvögel wurden in der Region von Minas Gerais und im Süden des Bundesstaates Pará entnommen. Für die Analysen der Vögel aus dem Pantanal benutzte man vom “Institut Arara-Azul“ zur Verfügung gestellte Proben. Ausser Flávia war noch eine andere Forscherin an der Untersuchung beteiligt: Adriana Ribeiro de Oliveira-Marques, die Material für eine Untersuchung von “Roten Aras“ sammelte. Flávia machte zwei Arten von DNA-Analysen: die mitochondriale (von der Mutter geerbte Gene) und die nukleare (Mikrosatelliten), die ererbte Gene von beiden Eltern präsentiert.

Die Untersuchung stützte sich auf die Hypothese einer Existenz von drei genetisch unterschiedlichen “Blauen Aras“, welche in den Regionen Pantanal, Minas Gerais und Pará vorkommen. “Weil sie, geografisch gesehen, voneinander isoliert sind, haben die Vögel der einen Region keine Möglichkeit, sich mit Vertretern der anderen Region zu paaren – und so entwickelt sich jede Gruppe auf individuelle Art und Weise“, erklärt Flávia. Wie sie weiter berichtet, hat man auch bisher angenommen, dass die “Blauen Aras“ des Pantanal genetisch identisch seien – was nicht stimmt.

Flávias Arbeit bewies, dass die “Blauen“ des Pantanal sich in zwei Gruppen (Gattungen) aufteilen: eine nördliche und eine südliche Gruppe. Die Mitochondrial-Analyse ergab insgesamt drei unterschiedliche Gruppen: Nord-Pantanal, Süd-Pantanal, Nord/Nordosten. Während die Mikrosatelliten-Analyse auf vier Gruppen hindeutete: Nord-Pantanal, Süd-Pantanal, Norden und Nordosten. “Die Existenz dieser Populationen vergrössert die Chancen des Überlebens dieser Spezies. Wenn alle genetisch gleich wären, und sie eine ambientale Veränderung erführen oder eine Krankheit bekämen, wären alle Gruppen schnell ausgestorben, wegen ihrer geringen genetischen Variabilität. Deshalb ist es wichtig, diese Unterschiede zu bewahren“.