“Urubu Caçador, mestre do ar”, so beginnt der Text des Musik-Albums “Urubu“ (Geier), das 1976 von “Antônio Carlos Brasileiro de Almeida Jobim“ herausgebracht wurde. Auf der Rückseite des Platten-Covers beschreibt er den “Jereba“, den Truthahngeier mit dem roten Kopf (Cathertes aura). Das Cover bringt ein Foto des Vogels, der über Rio de Janeiro kreist.
Der Text ist mehr als nur eine poetische Metapher. Für die Biologen, und ein Heer von Piloten, ist der Geier ein Luftakrobat, weil er die Technik der Thermennutzung beherrscht – er nutzt die aufsteigenden warmen Luftströmungen, die vom Boden aufsteigen und kann bis zu 6.000 Meter Höhe erreichen, ohne dass er ein einziges Mal mit den Flügeln schlägt. “Der Geier ist unser Windsack“, sagt Carlos – Drachenflieger in Rio de Janeiro, den sie “Mosquito“ nennen – er bezieht sich damit auf jene aus wetterbeständigem Nylon angefertigten Schläuche, die an Start- und Landepisten von Flughäfen, einige Meter über dem Boden drehbar aufgehängt sind, um den Piloten Windrichtung und Windstärke anzuzeigen.
“Für uns sind die Geier enorm wichtige Indikatoren“, bestätigt ein Bauingenieur, der vom “Pedra da Bela Vista“, im Gebiet von “Socorro“, im Interior von São Paulo, mit seinem Flugdrachen herunterzuspringen pflegt. “Es scheint als ob er einen Sensor besitzt, womit er die Luftströmungen identifiziert“, erklärt eine Biologin, Forscherin an der staatlichen Universität von Minas Gerais (UFMG).
Der ungewöhnlichste Fall einer Freundschaft zwischen einem Drachenflieger und einem Geier geschah in “Cambuí“, im Süden von Minas Gerais. Der Ex-Landwirt Célio Luis da Silva wurde weltberühmt durch das Fliegen mit einem Geier. Sein Hund hatte ein Geierpaar getötet, und der Jungvogel überlebte. Also adoptierte Célio den weiblichen Vogel und gab ihm den Namen “Loura“. Heute begleitet ihn Loura bei seinen Drachenflügen in der “Serra da Mantiqueira“ und ist seine unentbehrliche Partnerin bei Wettbewerben. “Sie hat sogar schon mit mir in einem Zimmer im Hotel in “Cambuquira“ übernachtet. Und sie orientiert mich perfekt, um die besten Aufwinde zu erwischen“, erzählt Célio begeistert. “Mit ihr ist Fliegen leichter und schöner als Rinder zu treiben“, setzt er hinzu.
Die Begegnung mit Célio und seiner Loura hat mich animiert – als ich wieder in die Grossstadt Rio de Janeiro eintauche, sind meine Gedanken immer noch bei diesem kuriosen Paar. Noch immer kein Zeichen am Himmel, dass die alljährlichen starken Regen des März endlich diesen heissen Sommer ein wenig abkühlen und beenden. Am blauen Himmel ohne Wolken, suchen meine Augen nach kreisenden Geiern. Ich denke an die Geschichte von Tom Jobims Schallplatte – an die Herausforderung, zum ersten Mal mit einem Flugdrachen in einer Thermik zu schweben, um die Akrobaten der Lüfte zu begleiten. Es ist bereits drei Jahrzehnte her, seit Tom Jobim Stunden im Botanischen Garten und an der “Barra da Tijuca“ verbrachte, um die Gewohnheiten der Geier zu beobachten, erzählt mir sein Sohn Paulo Jobim. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Truthahngeiers in Gefangenschaft beträgt 16 Jahre, informiert mich die Biologin. Es ist also unwahrscheinlich, dass ein Geier aus Toms Zeit noch irgendwo hier herumkreist.
Für den ersten Teil der Herausforderung – ich spreche wieder von der Geschichte jener Schallplatte – kann ich auf die Hilfe von Paulo Jobim zählen. Wie er mir erzählt, kam sein Vater Tom im Sommer 1976 aus den USA zurück mit einer Platte, die er in totaler Freiheit aufgenommen und mit eigenen Mitteln finanziert hatte. Und er kam auch voller Motivation an, seinen Vogel besser kennenzulernen. Als es darum ging, der Platte einen Namen zu geben, sagte er sofort: “Urubu“. Nun kam es ihm darauf an, den Vogel im Flug zu fotografieren, für das Cover-Bild. Paulo begleitete seinen Vater – ausgerüstet mit einer modernen Kamera – bei unzähligen Versuchen in “Barra da Tijuca“, einen Geier im Flug abzulichten. Es dauerte ein bisschen, aber dann entschloss sich Tom, einen Berufsfotografen einzuschalten. Also suchte er Januário Garcia auf, einen der expressivsten afro-brasilianischen Führer Brasiliens und Fotograf, Autor unzähliger Platten-Covers (von Caetano Veloso, Chico Buarque, Raul Seixas, Tim Maia, Belchior, etc.).
Ich treffe Januário an einem Sonntagnachmittag in seinem Appartement in São Cristóvão, der Nordzone von Rio. Er begegnet mir mit einem ansteckenden Lächeln und erzählt mir die Geschichte jenes Platten-Covers: “Tom sagte mir damals, dass “Urubu” seine beste Platte sei, die er jemals gemacht habe, und er bat mich, seine Arbeit “mit meinem Herzen einzupacken“.
Nun wollte Tom nicht einfach zu Hause bleiben und auf seine “Bestellung“ warten, sondern begleitete Januário während einiger Wochen auf den notwendigen Streifzügen, um zum Schuss für sein Foto zu kommen. Der Fotograf lacht, als er sich an eine Episode ihrer Fotojagd erinnert: “Wir halten an einer Tankstelle und Tom fragt den Tankwart, ob er wohl einen Geier gesehen habe, der hier vorbei geflogen sei. Der Junge bekommt es mit der Angst, sagt kein Wort, sondern holt den Besitzer. Als der Tom erkennt, beruhigt er den Jungen und sagt: “Das sind keine Verrückten – das sind Künstler“.
Nach langer Beobachtung verschwanden die Beiden im Wald und entdeckten, auf einem hohen Felsen, den Nistplatz eines Truthahngeiers. Sie markierten den Pfad dorthin und kehrten am nächsten Morgen, vor Tagesanbruch, dorthin zurück. “Wir blieben dort den ganzen Tag und warteten auf das Tier“, erzählt Januário. “So gegen Mittag verliess der Geier sein Nest und wir beobachteten seine gesamte Flugroute für eine Fotostudie. Am folgenden Tag wiederholten wir das Ritual – haben kaum miteinander gesprochen, so waren wir in unsere Aufgabe vertieft. Tom unterbrach dann plötzlich die Stille, um mir zu sagen, das der Vogel jetzt jeden Moment erscheinen würde – er beschrieb mir genau seinen zu erwartenden Anflug – und tatsächlich, er kam – und ich schoss das Foto“. Die fotografische Ausrüstung jener Zeit war noch nicht so fortgeschritten wie heute – Januário musste die Filmentwicklung abwarten, um sicher zu sein, dass eines seiner Fotos vom Geier auch brauchbar war – und das schmückt heute die beiden Versionen der Platte – die brasilianische und die US-amerikanische.
Schallplatte und Cover wurden ein Erfolg. Der Poet, der mit der “Garota de Ipanema“ geflirtet hatte, flirtete jetzt mit einer anderen Muse, die ihn inspirierte – mit der Natur. Paulo Jobim findet, dass Toms Interesse am “Urubu“ auch mit dem Stigma dieses Vogels zu tun hat – die Menschen halten ihn für Unglück bringend, todverbunden, während er in Wirklichkeit die Erde säubert. Der Magensaft dieser “Saubermacher“ ist von so hohem Säuregehalt, dass er nicht nur Knochen verdauen kann, sondern auch eventuelle Krankheitskeime an den von ihm gesäuberten Skeletten eliminiert.
Um ihre Nahrung zu entdecken, verlassen sich die Geier auf ihre unvergleichlich guten Augen: Sie können aus einer Höhe von 3.000 Metern ein Tier auf der Erde erkennen, das nicht grösser als 50 cm ist. Auch ihr Gehöhr ist extrem gut entwickelt. Und beide – Sicht und Gehöhr – sind die Leitstellen für ihre Erkundungsflüge, die viele Stunden dauern können.
Mit ihrer besonderen Fähigkeit, die Thermen zu nutzen, verbrauchen die Geier, obwohl sie gross sind, nur wenig Energie beim Fliegen und folglich auch relativ wenig Nahrung. Der erwähnte Célio gibt seiner Geierdame “Loura“ nicht mehr als 50 Gramm Hühner- oder Hackfleisch pro Woche. “Ihr Flug ist fast schwerelos, an Nahrung ist kein Mangel, und die Geier haben auch kaum Feinde zu fürchten“, bemerkt die Biologin. Und aus diesen Gründen sind sie glücklicherweise auch nicht vom Aussterben bedroht.
Risiko für Flugzeuge
Trotzdem ist ihr Zusammenleben mit dem Menschen nicht problemlos. Der Überschuss an Geiern führt zu Gefahren an den Landebahnen der Flugzeuge: Wenn ein Vogel dieser Grösse von einer Turbine “aufgesaugt“ wird, kann er das Flugzeug zum Absturz bringen. Vor allem, wenn der Zwischenfall während eines Starts oder einer Landung geschieht. Aus diesem Grund gibt es für alle Pisten Vorkehrungen, um die Geier zu vertreiben, inklusive auf dem internationalen Flughafen von Rio de Janeiro, dem antiken “Galeão“, der inzwischen auf den Namen “Tom Jobim“ umgetauft wurde.
Wie ein Umwelt-Ingenieur von der Flughafenaufsicht, erklärt: “Dank einer Zusammenarbeit mit der Staatlichen Universität von Rio de Janeiro (UFRJ), im Jahr 2002, verwirklichten wir die Idee, in der Nähe einen Müllabladeplatz einzurichten und heute machen uns die Geier auf dem Flugfeld keine Probleme mehr“.
Auf jeden Fall halten alle Piloten des kommerziellen Flugverkehrs stets die Augen offen, um die Vögel zu beobachten. Während die Piloten ohne Motor – die Drachenflieger und Paraglider – dies aus einem ganz anderen Grund tun, nämlich um die unsichtbaren Thermen aufzuspüren. Carlos der “Mosquito“, ist einer der Pioniere des begleiteten Drachenflugs über Rio de Janeiro. Ich fahre mit ihm per 4×4 Van eine steile Piste zum “Pedra Bonita” hinauf, um mich mit ihm und seinem Flugdrachen aus 550 Metern Höhe herunterzustürzen. Mosquitos Taktik zur Beruhigung seiner Copiloten der ersten Stunde ist ein kleines Album mit Fotos jener Persönlichkeiten, die sich ihm und seiner Erfahrung bereits anvertrauten. Die Liste enthält unter anderen auch Padre Marcelo (bekannter TV-Pater von Rio) und Angélica (TV-Entertainerin), sowie internationale Filmstars und Rock-Sänger.
Die Unterhaltung und die Fotos lenken mich ab, während wir unter der starken Mittagssonne auf die Geier warten. Mosquito zeigt auf ein paar Vögel am Himmel. Ein Assistent zählt die Piloten auf, die vor uns starten werden – es sind drei. Ich befestige die Sicherheitsgurte, und Mosquito wiederholt die Instruktionen in aller Ruhe: Anfangen zu gehen, dann mit ihm zusammen rennen, die Beine während des Fluges ganz ausstrecken, die Füsse erst wieder aus der Halterung nehmen, wenn wir uns dem Boden nähern – und bis dahin die Landschaft geniessen. Ich habe alles verstanden – ein Moment der Stille… “Um zu beten“, empfiehlt mir der Pilot. Ich denke an den “Urubu“ von Tom Jobim und versuche, den voreiligen Flug meiner Gedanken in den Griff zu bekommen, um mich auf den Absprung zu konzentrieren. Ein Vers von Fernando Pessoa kommt mir in den Sinn: “Denken heisst, augenkrank zu sein“.
In der Gemeinschaft der Geier
Und dann laufen wir auf den Abgrund zu – der Fels unter meinen Füssen ist plötzlich weg – ich schaue nach unten und sehe nur noch die dichte, tiefgrüne Vegetation des “Tijuca Regenwaldes“ unter mir. Mosquito zeigt auf einen Geier auf unserer linken Seite – fast auf gleicher Höhe mit uns – in etwa 50 Meter Abstand… dann zieht er davon. Ein paar Minuten vergehen – oder sind es Sekunden? Ich frage aufgeregt, ob mit unserem Flug alles in Ordnung ist. Mosquito beruhigt mich, dass alles “bestens“ sei. Das fast lautlose Schweben normalisiert meinen erregten Adrenalinpegel. Die Stadt da unten präsentiert sich wie ein Stummfilm – ich sehe die Autoschlangen fahren, höre aber keinen Lärm – deutlich spüre ich “den Frieden des Urubu in seinem luftigen Revier“, besungen vom Maestro Jobim. Mit seinem begnadeten Sehvermögen erkennt der Vogel wahrscheinlich sehr viel mehr als ich mit meinen “kranken“ Augen. Aber hat ein Geier irgendeinen Sinn für die Schönheit von Rio de Janeiro, oder die herrliche Landschaft ringsherum, auf seiner ständigen Suche nach Nahrung?
Mosquito zeigt mir, wie man mit Bewegungen des Körpers und der Arme den Drachen lenken kann. Die Thermik nimmt uns, wie in einem Aufzug, mit auf 200 Meter Höhe über unserem Startpunkt – wir schweben jetzt 700 Meter über dem Boden. Mosquito leitet den “Abstieg“ ein – ich versuche, mich zu konzentrieren… was sollte ich noch mal mit den Beinen tun? Wir schlagen die Richtung auf die “Praia do Pepino“ ein – den langgezogenen, schmalen “Gurkenstrand“. Einen Moment lang habe ich das Gefühl, als ob irgendetwas falsch läuft, und wir ins Wasser fallen werden – aber das ist nur eine Kurve, die der Pilot über der Brandung fliegt, bevor er zur Landung ansetzt – Mosquito wiederholt seine Instruktionen – ich nehme meine Füsse aus der Halterung – und dann ist der Sand da, und wir laufen ein Stück, um den Schub abzubremsen. Alles ohne Schrecken, so wie wir gestartet sind.
Unser Flug hat ur 15 Minuten gedauert – kam mir aber sehr viel länger vor. Meine erste Reaktion macht sich in einer gewisse Euphorie Luft, weil ich meine Angst besiegt habe. Rio de Janeiro aus der Stille von oben zu betrachten war wunderschön. Ich danke dem lieben Gott und Mosquito für diesen angenehmen Flug, und Tom Jobim für seine Musik, in der er die Schönheit dieses Stückes Brasilien ausgedrückt hat. Mir fällt ein anderer Textabschnitt seiner Platte “Urubu“ ein: “Der Papagei diskutiert mit dem Sittich darüber, ob der Mensch fürs Fliegen gemacht sei“. . . Ich habe da meine Zweifel. Unsere besten Eigenschaften zum Fliegen stecken wahrscheinlich in der unbegrenzten Fähigkeit zu lernen – denn in der Luft, da bin ich ganz sicher, ist der Geier uns über.
Die brasilianischen Geier-Arten
Urubu-de-cabeça-preta (Coragyps atratus), der Rabengeier
Er ist zirka 60 cm hoch, hat eine Flügelspanne von 140 cm und wiegt 1,5 kg. Dies ist die häufigste und zahlreichste Art, die sich hauptsächlich von grösseren Säugetierkadavern ernährt. In Ausnahmefällen nimmt er auch kleinere Tierkadaver an, wie zum Beispiel Opossums und Fische, manchmal auch Früchte. Und er greift verwundete Tiere an. Er findet seine Nahrung visuell aus grosser Höhe. Er lebt in der Nähe von Menschen und leidet unter der Vergiftung mit Pestiziden. Gelegentlich nistet er in Gebäuden, normalerweise aber in Felsmulden oder auf dem Boden.
Urubu-de-cabeça-vermelha (Cathartes aura), der Truthahngeier
Er ist zirka 70 cm hoch, hat eine Flügelspanne von 180 cm und wiegt bis zu 2 kg. Er besitzt einen hoch entwickelten Geruchssinn und kann die Kadaver kleiner Säugetiere, Reptilien und Amphibien inmitten dichter Vegetation oder auf dem Waldboden aufspüren. Zu seiner Nahrung gehören auch kleine Wirbeltiere und Insekten, die er lebend fängt, Exkremente und Früchte, vor allem von Palmen. Er nistet in schwer zugänglichen Felswänden.
Urubu-de-cabeça-amarela (Cathartes burrovianus), der Kleine Gelbkopfgeier
Er ist bis zu 65 cm hoch. Auch er macht Gebrauch von seinem extrem ausgeprägten Geruchsinn, um seine Nahrung zu finden, jedoch benutzt er auch seine guten visuellen Fähigkeiten. Er bevorzugt Fische, Reptilien und Amphibien. Er ist der einzige Geier, dessen Federkleid bis zum Kopf hinaufreicht. Sein Vorkommen ist auf die Nord- und Nordostregion beschränkt. Er nistet in Baumhöhlen.
Urubu-da-mata (Cathartes melambrotus), der Grosser Gelbkopfgeier
Er ist bis zu 75 cm hoch, und sein Lebensraum ist nur auf Amazonien begrenzt, wo er die Regenwälder bewohnt. Sein Kopf ist kahl, hellgelb, sein schwarzes Gefieder weisst graue Partien auf. Seine Nahrung gleicht jener seiner Vorgänger.
Urubu-rei (Sarcoramphus papa), der Königsgeier
Er erreicht 80 cm Höhe, mit einer Flügelspannweite von 180 cm und einem Gewicht von 3 kg. Er ist der grösste und stärkste Geier Brasiliens und ernährt sich in erster Linie von den Kadavern grosser Säugetiere, denn er ist in der Lage, ihre dicke Haut mit seinem kräftigen Schnabel zu durchdringen. Dadurch erleichtert er anderen Spezies die Nahrungsaufnahme. In seiner Befiederung ist Weiss die vorherrschende Färbung. Er nistet in Felswänden oder den Kronen hoher Bäume.
Darüber hinaus gibt es einen Vogel in Brasilien, der im Volksmund als “Urubuzinho”, also “Kleiner Geier”, bezeichnet wird, dabei handelt es sich um den Schwalben-Faulvogel (Chelidoptera tenebrosa) – der allerdings nicht mit den Geiern verwandt ist, sondern aus der Familie Bucconidae stammt, zu der auch die “Freirinhas (Arundinicola leucocephala), Chora-chuvas (Monasa nigrifrons), Capitães-do-mato (Lipaugus vociferans), Rapazinhos“ (Bucco macrodactylus) und der “João-bobo“ (Nystalus chacuru) gehören. Sein irreführender Name fusst auf der schwarzen Farbe seines Gefieders und seinem charakteristischen Flug, mit geöffneten Federn an den Flügelspitzen.
Ein kurioses Maskottchen
Auf einer Reise nach Ubatuba (an der Nordküste des Bundesstaates São Paulo) entdeckte ich ein Maskottchen, das mich überraschte. Ein junger “Urubu-de-cabeça-preta“ (Coragyps atratus), also ein Rabengeier, spielte den Pförtner vor einem Stranddomizil. Gut erzogen näherte er sich mir, als ich aus dem Auto stieg und begrüsste mich ehrerbietig, indem er seinen Kopf senkte und einen Diener andeutete. Dann entschloss er sich zu einer flüchtigen Inspektion, und nachdem er sicher war, dass ich keine Gefahr bedeutete und auch kein Futter für ihn hatte, zog er sich wieder bis vor das Tor zum Haus zurück. Dann kam ein junges Mädchen daher – grüsste mich, ebenfalls gut erzogen, und bot ein Fleischspiesschen an – nicht mir, sondern dem “Urubu“.
Der Maskottchen-Geier näherte sich bedächtig und begann, äusserst vorsichtig, an dem dargebotenen Leckerbissen herumzupicken. Jetzt kam ein Hündchen mit wedelndem Schwanz dahergerannt, angelockt von den Menschen und dem Fleischspiesschen natürlich. Und in dem Moment, als sich der Hund zwischen uns drängen wollte, wurde er von unserem kleinen Geier angegriffen und vertrieben. Alsdann widmete sich dieser wieder ungerührt seinem Fleischspiesschen. Gut erzogen war er ja wohl, aber ein glühender Verteidiger des historischen Grundsatzes “Gib Cäsar, was Cäsar gehört“.