Um den imposanten Pantanal in Brasilien ranken sich viele Mythen und Legenden. Die Region blickt auf eine lange Geschichte zurück, in der sich eine ganz eigene Kultur entwickelt hat. Wir versuchen nachfolgend, Ihnen diesen Spagat zwischen Vergangenheit und Moderne auf der Suche nach einer eigenen kulturellen Identität einmal ein wenig näher zu bringen.
Einführung in die Kultur des Pantanal
Der historische Moment, in dem wir uns befinden, geprägt von der sukzessiven und simultanen Entfesselung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und linguistischen Relationen, begünstigt eine gradative Gewissensbildung bezüglich der Notwendigkeit, die Welt unter neuen Gesichtspunkten zu betrachten, losgelöst vom veralteten Ethnozentrismus. Der Globalisierungsprozess, obwohl noch fragmentiert, hat die Fragilität menschlichen Wesens deutlich gemacht, hat den Weg geebnet für die Anerkennung kultureller Differenzen, Verschiedenheiten, Eigenheiten und Hybridismen, und er hat neue Anregungen gegeben, die eine Redimensionierung des Menschen in seinem natürlichen und kulturellen Ambiente erforderlich machen.
Die entstandene Sackgasse – besonders durch die Feststellung, dass die bisherige Art und Weise den Planeten auszubeuten, ihn definitiv erschöpfen würde – zwingt nun endlich dazu, die Lebensbedingungen auf unserer Erde neu zu überdenken. Man hat damit auch eine günstige Situation geschaffen, in der das grosse Mosaik der anonymen Minoritäten endlich einmal zu Wort kommt, um die Pekuliaritäten ihres Lebensraumes zu enthüllen, in dem sie zusammen leben und gesellschaftliche Praktiken teilen, durch die sie sich als Mitglieder der nationalen, regionalen und lokalen Kommunen und Gruppen identifizieren.
Innerhalb des Prinzips der Wertschätzung der Privatperson, des lokalen Bewohners, beabsichtigt man Aspekte der Pantanal-Kultur zu behandeln, die kulturellen Praktiken hervorheben, die von den Leuten des Pantanal eingeführt worden sind, um ein harmonisches Zusammenleben mit der Umwelt zu promovieren. Es ist anzunehmen, das eine Form der Interaktion, die auf den Prinzipien eines permanenten Dialogs zwischen Kultur und Ambiente basiert, und die mehr als zwei Jahrhunderte überdauert hat, sich zu einem starken Beispiel für die zeitgenössischen Generationen entwickeln kann.
Der rote Faden in dieser Diskussion wird die anthropologische Perspektive sein, welche die Kultur als etwas ansieht, das der Mensch schafft, produziert und verkonsumiert in seinem Prozess der Interaktion mit der Umwelt. Es existiert nicht nur eine, sondern eine grosse Vielfalt an Kulturen – alle haben ihre Bedeutung. Kultur ist dynamisch, sie belebt ein System von Verbindungen und Austausch, in dem Kenntnisse – ob empirischen oder enzyklopädischen Ursprungs – empfangen und weitergegeben werden, von Generation zu Generation.
Die hier präsentierten Studien betreffs der Pantanal-Kultur (der Kultur seiner Bewohner, der Pantaneiros) behandeln die Lebensweise und die “Sicht der Welt“ dieses besonderen Menschenschlags. Sie widmen sich der Viehzucht, weil sie davon überzeugt sind, dass eine Landschaft wie das Pantanal, mit seiner ungeheuren Weite der offenen Savanne und ihren natürlichen Weidflächen, sich zur Zucht von Schlachtvieh am besten eignet. Barros (1998: s.146) schliesst aus seinen Beobachtungen: “Die ländlichen Aktivitäten definieren den Charakter der Pantanal-Cowboys mehr als die Geografie“.
Folglich war es die Rinderkultur, die gewissermassen die spezifischen Charaktere geformt hat. Eine Kultur, die noch heute die gesellschaftliche Praxis der Region beherrscht und das Bild eines Pantanal prägt, in dem der typische lokale Bewohner immer noch den zeitgenössischen Trends wiedersteht, die unter gewissen Aspekten seine kurzfristige Entcharakterisierung vorantreiben, sodass er riskiert, sich in ein “Erinnerungsfoto an der Wand“ zu verwandeln – wie die “Itabira“ des Poeten Drummond.