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Pantanal Kultur » Seite 3

Veröffentlicht am 24. März 2012 - 08:08h

Zwischen Tieren und Pflanzen, Wasser und Festland: Der Herr der Landschaft

Dieser Herr ist der Mensch – der so genannte “Pantaneiro“, der die Schicksalsschläge der überfluteten Erde erlebt, aber auch ihre Austrocknung während der niederschlagslosen Perioden. Diese Existenzgründer kamen aus Poconé, Livramento, Cáceres und Cuiabá, einige waren Portugiesen, andere ihre Nachkommen, und wieder andere waren Nachkommen der Bandeirantes. Sie transportierten ihre Familien in Kanus, Chalanas (Hausbooten) und Kutschen, und sie öffneten Lichtungen in den Wäldern, um schliesslich, dank der eigenen Intuition, das feste Land zu entdecken, auf dem sie ihre ersten “Ranchos“ (provisorische Hütten) errichteten, die sie später in respektable Landsitze ausbauten.

Die immensen Savannen, ohne Grenzen markierende Zäune, füllten sich mit Rindern, in extensiver Haltung unter freiem Himmel, dank einem nativen Gras der Region, das sich besonders als Naturweide eignete. Diese Menschen brachten ihre Lebensgewohnheiten, Glauben, kulturelle Werte, selbst angefertigte Gegenstände, ihre Sprachen und Pekuliaritäten mit sich – und ergänzten ihre Tradition mit neuem Wissen, das ihnen durch ihre neue Umgebung zufloss. Sie erfanden auch neue Utensilien und die notwendigen Instrumente, um sich einem Ambiente anzupassen, dass ihnen bis dato ungastlich und fremd erschienen war.

Später kamen die “Gaúchos“ (Einwohner von Rio Grande do Sul), die “Paranaênses“ (aus Paraná), die “Mineiros“ (aus Minas Gerais), die “Paulistas“ (aus São Paulo) und die “Nordestinos“ (aus den Bundesstaaten des Nordostens). Die “Fazendas“ (Farmen) multiplizierten sich, während die Gewohnheiten, Glauben, Sprachen und unterschiedlichen Lebensstile aus den anderen Regionen sich mit den bereits existenten mischten – eine kulturelle Hybridisierung, die im Lauf der Zeit die relevantesten Aspekte der “Cultura Pantaneira“ definierte.

Das Netz der menschlichen Kommunikation stabilisierte sich – anfangs mittels der Kontakte zwischen Nachbarn und Familienangehörigen, zwischen Boten, Händlern, Viehtreibern und Reisenden, die Nachrichten und die Post mitbrachten. Das Fehlen ärztlicher Hilfe in ihrer Nähezwang sie zur Anwendung der Hausmedizin, deren Quellen sie in der regionalen Flora und Fauna fanden. Sie hatten ihren Aberglauben, ihre Gesundbetungen und die Magie gewisser Individuen innerhalb ihrer Gesellschaft, die ihnen beistanden – inklusive bei der Behandlung ihrer Tiere und bei der Bestellung kleiner Felder zur Selbsterhaltung. Ihre Isolation stärkte eine neue Art und Weise die Welt zu betrachten, gestützt auf das Verhalten der Elemente und der Naturphänomene.

Notwendigerweise lernten sie Wetter und Jahreszeiten zu beurteilen, indem sie die Elemente in der Natur beobachteten. Sie wussten die Uhrzeit mit ziemlicher Genauigkeit zu bestimmen – einige Pantaneiros können das bis heute – einfach durch die Beobachtung der Sonne und der von ihr verursachten Schatten. Die erfahrene Beobachtung des Mondes lieferte ihnen die Daten für die geeignetsten Perioden zum Pflanzen und Säen, für die Ernte und die Lagerung der Nahrungsmittel. Die Volksweisheit lehrte sie, das Verhalten der Pflanzen und Tiere zu lesen und erlaubte ihnen so auch die Ankunft der Überschwemmungen und der Trockenperioden vorauszusagen.

"Frontier Trails"
Pantaneiros
Pantaneiros et bétail - Pantaneiros and cattle
wild horses early morning
Rumos
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
Bichos pantaneiros
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Wegen der grossen Entfernungen zwischen den einzelnen Ansiedlungen bekam die Kultur der Nachbarn aus Paraguay einen signifikanten Einfluss, bemerkenswert zu Beginn der Entwicklung der grossen Fazendas, auf denen die Nachfrage nach Hilfsarbeitern, die wenig kosteten, zunahm – besonders nach dem Krieg gegen Paraguay. Der Bedarf nach “Peões“ aus dem Nachbarland stieg so gewaltig, dass die “Patrões“ sich gezwungen sahen, die Guarani-Sprache zu erlernen, um mit ihnen zu kommunizieren. Das Ergebnis jenes Zusammenlebens kann man noch heute an der Musik, den Ernährungsgewohnheiten, an der Kleidung der Kuhtreiber und ihrer Sprache erkennen.

Eine der relevanten Eigenheiten des Images der “Pantaneiros“ ist die Art und Weise der Kommunikation im lokalen Dialog – deutlich kann man hier die Pluralität der verschiedenen Einflüsse heraushören, von denen die lokalen Manifeste geprägt sind – eine linguistische Identität, die so nur im Pantanal vorkommt. Die Besetzer des Pantanal, die zusammen mit unterschiedlichen Kulturen auch unterschiedliche Bezeichnungen für die Dinge mitbrachten, gaben nicht nur den bereits bekannten Worten einen neuen Sinn, sie schufen auch ganz neue Worte für bisher unbekannte Dinge, die sie im Pantanal antrafen.

Auf diese Weise hat die Pantanal-Kultur eigene Charakteristika entwickelt, Ergebnis einer Mischung von eigenwilligen Verhaltensweisen und Weltanschauungen, vereint mit den geteilten Kenntnissen und Erfahrungen während der Konsolidierung des Prozesses einer Anpassung an die komplexe Pantanal-Natur.